Nach dem Krankenhaus der Stripclub
Mein Ausflug mit dem Boot erreichte irgendwann, vorbei an der Standpromenade, den Hafen von Los Santos mit all den Containerverladestationen und dem ein oder anderen großen angedockten Schiff. Auf einer Plattform erspähe ich einen Helikopter. Yes, denke ich. Jetzt noch ne Runde fliegen wäre genial. Ich fahre die Gegend ab, um einen Aufstieg zu finden. Etwas weiter weg finde ich diesen auch. Ich springe ins Wasser und schwimme zu dieser Leiter, die ich erklimme. Zu Fuss geht es über die Docks, von wo aus ich versuche auf die Plattform zu gelangen. Ich laufe vorbei an Arbeitern in Arbeitskluft, die gerade Zigarettenpause machen. Vorbei an Containern und Lastwagen, die hier parken. Hinter mir erhebt sich Los Santos, wo das Leben spürbar zu toben scheint. Ich schaffe es in eine Art Lagerhalle einzudringen und versuche den Weg zur Plattform zu finden. Ich habe es fast geschafft. Doch was ist jetzt los?
Die Stimmung ändert sich und ich höre über mir das Rotieren von Hubschraubern, auf meinen Radar tauchen immer mehr rote Punkte auf. Scheisse, die Bullen. Da haben die Bullen also bemerkt, das ich bzw. Trevor den Helikopter bemerkt hat und bockig war ne Runde zu drehen. Scheinbar bin ich in sensibles Gebiet eingedrungen. Oh ja, eine Gegebenheit, die ich auch später noch öfters bemerken sollte. Denn es ist ab und an kein Problem auf Firmen- oder Militärgelände zu gelangen. Nur sollte man sich dabei nicht erwischen lassen. Wie im richtigen Leben also. Das Ende vom Lied war in dem Fall, dass Trevor in Panik zurück ins Wasser gesprungen ist und versuchte sich unter Wasser lang genug zu verstecken. Blöder Plan.
Denn während Trevor die Luft knapp wird, pfeifen Kugeln an ihm vorbei durch das Wasser. Kennt man ja aus diversen Filmen. Pech nur, dass Trevor hier nicht den Helden spielen kann und kurz darauf das Zeitliche segnet.
Eine kurze Ladezeit und einige 1000 Dollar weniger auf dem Konto stehe ich vorm Krankenhaus in Los Santos. So hatte ich mir meine Ankunft in der Riesenmetropole nicht vorgestellt. Um mich herum tobt das Leben. Der Verkehr, die Leute auf den Fußwegen, die Geräuschkulisse, alles lässt mich sofort in den Großstadtjungle eintauchen.
Ich brauch ne Karre, geht es mir durch den Kopf. Und Trevor ist bekanntlich kein Kerl der sich mit Kleinigkeiten aufhält. Allerdings am helllichten Tag ein Auto knacken oder jemanden abnehmen, kommt mir nach dem gerade erlebten nicht in Frage. Denn hier in der Stadt sind die Bullen mit Sicherheit noch schneller da, um meinem Treiben ein Ende zu machen. Gut ich könnte mir eine Verfolgungsjagd liefern, aber dazu hab ich gerade keinen Bock, doch ein Auto will ich schon, auch wenn ich mir ein Taxi rufen könnte. Ja, genau. Ein Taxi könnt ich mir mit meinem virtuellen Handy rufen und es würde mich hinbringen wo immer ich will. Doch so laufe ich nun durch die Straßen und suche in den Nebengassen nach einen abseits geparkten Auto. Denn mein Plan ist es mit dem Auto wieder in die Heimat zu fahren.
So laufe ich durch die belebten Straßen, vorbei an Leuten die telefonieren, Eine rauchen oder sich mit anderen Personen unterhalten. Diesen Unterhaltungen könnte ich, wenn ich wollte, zuhören und es wäre oft sehr witzig dies zu tun. Aber ich überquere die Straße und schaue natürlich nicht nach links und rechts. Ich bin schließlich Trevor, der Assi vom Dienst. Auf einmal qietscht es es links neben mir und ein Auto kommt kurz vor mir zum Stehen. Eine Frau sitzt am Steuer und flucht. Ich denke mir einfach nur so: “Du blöde Kuh” schau doch hin wo Du hinfährst und trete Ihr an die Stoßstange. Schwerer Fehler, denn kurz darauf gibt die Dame Gas und fährt mich doch tatsächlich an. Ich werde zurückgeschleudert und meine Energieanzeige verliert einiges. Autsch..
Ich rapple mich wieder auf und weiß nun, an fremde Autos treten…. nur wenn kein Fahrer drinnen sitzt. Ich mache mich wieder auf die Suche nach einem Gefährt. Es dauert etwas, doch dann habe ich den richtigen Wagen an der richtigen Stelle gefunden. Etwas abseits auf einem Parkplatz und kaum Leute in der Nähe. Schnell die Scheiben eingeschlagen, eingestiegen und das Ding zum Anlassen gebracht. Der Motor brummt und eine Alarmanlage gibt es auch keine, die lostönt. Perfekt. Gut ich hätte vielleicht gerne etwas sportlicheres, schnelleres, aber dies sollte erst einmal reichen. Wenn ich auf meiner Fahrt etwas Einladendes sehe, kann ich ja noch mal zuschlagen.
So fahre ich also auf die Hauptstraße und ordne mich in den Verkehr ein. Der Abend dämmert und die Stadt bereitet sich auf die Nacht vor und wechselt Ihr Antlitz. Die Lichter gehen an und der Eindruck, wirklich in einer Großstadtmetropole zu sein verstärkt sich noch mehr. Ich schaue auf mein GPS und erblicke das Zeichen für einen Stripclub. Hmm.. was würde Trevor tun, wenn er schon mal in der Stadt ist. Ganz klar würde er in so einen Schuppen gehen. Also steuer ich den Laden an. Ich parke davor und ein Türsteher heißt mich willkommen und wünscht mir Spaß. Nett, denk ich mir. Aber das denke ich und nicht Trevor. Der würde es wohl eher mit „Danke Du Arschloch“ kommentieren.
Ich betrete den Laden begebe mich gleich mal an die Bar. Ganz klar würde Trevor erst mal Einen kippen. Oder zwei, oder drei. Sichtlich angetrunken und nicht mehr klar im Blick, begebe ich mich zu der Tänzerin an der Stange. Eine Blondine mit ansprechender Oberweite kommt mir entgegen und fragt, ob sie für mich tanzen soll. Klar sollst Du das Baby, denkt sich der angetrunkene Trevor. Wozu verdiene ich mein Geld mit illegalen Dingen, wenn ich sie nicht in so einen Laden ausgeben würde. So verschwinden Beide in einem Separeé und Blondi tanzt für mich. Oben ohne versteht sich.
So läuft das also, denkt mein reelles Ich. Trevor hingegen scheint den Vorgang bestens zu kennen. Er lümmelt sich in den Sessel und genießt sichtlich die Vorstellung. Mit etwas plumpen Sprüchen versucht er bei der Lady zu punkten und immer wenn der Türsteher vor dem Vorhang mal kurz verschwindet, ergreift Trevor die Gelegenheit seine Hände nicht nur bei sich zu lassen. Kaum ist der Türsteher wieder da, bleibt er brav, denn er möchte doch lieber die Show genießen als rauszufliegen.
Irgendwie scheint der Lady dies alles zu gefallen, denn die Sympathiewerte steigen bei ihr. Nach 2 weiteren Tänzen, die je 40 Dollar kosten, probiert Trevor es bei der Lady zu landen. Doch die lehnt ab. Sie schläft nämlich nicht mir Jedem. Fuck, denkt sich Trevor. Dabei hatte er echt geglaubt, er hätte Chancen. Na gut, noch ein Trink an der Bar und dann wieder ab ins Auto.
Trevor hält sich Richtung Norden, denn da liegt seine Heimat. Doch noch ist er in der Stadt und ihm gehen mittlerweile all die vorbildlichen Autofahrer auf den Sack, die an jeder roten Ampel halten. Ich bin Trevor, der Assi vom Land. Rote Ampeln interessieren mich nicht. Ich umfahre die wartenden Schlangen, weiche dem kreuzenden Verkehr aus und geb Gas. Hinter mir wildes Hupkonzert. Ab jetzt wird nur noch im Notfall gebremst.
Meine Fahrkünste sind nicht übel, aber der ein oder andere Mast, Zeitungskasten oder Hydrant musste dennoch dran glauben. Knapp hätte ich auch schon mal einen Passanten auf dem Gewissen, aber eben nur knapp.
Es wird Nacht und die Straßen leeren sich. Ich fahre weiter Richtung Norden und erblicke auf dem Hügel den Vinewood Schriftzug, der genauso wie sein echter Bruder in Hollywood über der Stadt thront. Dass nenn ich doch mal ein Ausflugsziel und Steuer darauf zu. Mit etwas Instinkt und Kartenlesekunst finde ich dann auch die Auffahrt und lande schließlich hinter dem Schriftzug. Ich steige aus und klettere die Leiter eines der riesigen Buchstaben empor. Oben angekommen richte ich mein Blickfeld aus und blicke in das Tal der 1000 Lichter. Los Santos liegt in all seiner Pracht vor meinen Füssen und wieder überkommt mich diese Gefühl in einer echten großen Welt zu sein. Ein Wahnsinnsausblick.