Sicher hat jeder die Vorwürfe rund um den Rammstein-Sänger Till Lindemann mitbekommen. Bei diesen Vorwürfen geht es auch, um den eventuellen Einsatz von Substanzen, die betäubend wirken und Gedächtnisverlust herbeiführen können. Dabei wird als Überbegriff meist die Bezeichnung K.O.-Tropfen verwendet.
An dieser Stelle soll es aber nicht um die Vorwürfe rund um Till Lindemann gehen, sondern um das Thema an sich. Die heimliche Verabreichung von K.O.-Tropfen oder GHB (Liquid Ecstasy) in Getränken ist ein zum Teil altes, vor allem aber ein bekanntes Problem im Nightlife. Leider steht der Gebrauch dieser Substanzen in den meisten Fällen im Zusammenhang mit sexuellem Missbrauch an Frauen.
Unsichtbare Gefahr im Club
Clubs sind Orte der freien Entfaltung, an denen man sich einfach unbeschwert im Zusammenspiel mit Musik amüsieren möchte. Und doch gibt es auch Gefahren. Eine dieser unsichtbaren Gefahren sind K.O.-Tropfen (Rohypnol) und GHB aka Liquid Ecstasy (Gamma-Hydroxybuttersäure), die auch als „Date-Rape-Drogen“ bezeichnet werden.
Die heimtückische Natur von K.O.-Tropfen und GHB liegt darin, dass sie in Getränken in kleinsten Mengen unbemerkt eingesetzt werden können. Die Substanzen sind zudem farblos, geruchlos und überwiegend recht geschmacksneutral, was es äußerst schwierig macht, ihre Anwesenheit in einem Getränk zu erkennen. Wenn also jemand diese Substanzen in sein Glas bekommt und nichtsahnend konsumiert, kann dies verheerende Auswirkungen auf sein Verhalten und sein Wohlbefinden haben.
Wirkung
Die sedierende Wirkung von K.O.-Tropfen, die eigentlich zur Behandlung von Schlafstörungen eingesetzt werden, tritt schnell ein. Die betroffene Person kann sich plötzlich sehr müde, benommen und desorientiert fühlen. Es kann zu einer deutlichen Beeinträchtigung der Motorik und Koordination kommen, was zu Stürzen und Verletzungen führen kann. Das Erinnerungsvermögen wird stark beeinträchtigt, und die betroffene Person kann die Erlebnisse der Nacht nicht mehr klar rekonstruieren.
GHB, auch bekannt als Liquid Ecstasy, hat ähnliche Wirkungen wie K.O.-Tropfen. In geringen Dosen kann es entspannend und euphorisierend wirken. In höheren Dosen kann es jedoch zu einer tiefen Sedierung bis hin zu Bewusstlosigkeit und Atemproblemen führen.
Der Tropfen im Glas
Die Gefahr, K.O.-Tropfen oder GHB in einem Club oder Musik-Events zugeführt zu bekommen, ist da und sollte man nicht unterschätzen. Die laute Musik, die Lichtverhältnisse und das Gedränge erschweren es, verdächtige Vorkommnisse oder verdächtiges Verhalten anderer zu bemerken. Täter nutzen meist die abgelenkten Zustände anderen aus, um unauffällig Substanzen in deren Getränk zu mischen.
Täter verwenden diese Substanzen überwiegend, um die Kontrolle über ihre Opfer zu erlangen. Denn so können ausnutzende Situationen, wie Diebstahl und vor allem sexuelle Übergriffe erleichtert werden. Häufig sind Bewusstsein und Erinnerungsvermögen der Betroffenen beeinträchtigt und die Opfer werden wehrlos und manipulierbar. Häufig berichten Betroffene, dass sie unter dem Einfluss zum Teil auch aktiv gehandelt haben, dies aber nur aus Erzählungen anderer wissen, weil die eigene Erinnerung Lücken aufweist.
Ich selbst kenn mehrere Personen, denen scheinbar Situationen im Zusammenhang mit solchen Substanzen passiert sind. Manchmal konnte die Freunde helfen und nichts Schlimmeres passierte, in anderen Fällen ging es nicht so glimpflich aus.
Schwieriger Nachweis
Ein großes Problem bei diesem Thema ist, dass es für die Opfer oft schwierig ist, den Missbrauch von K.O.-Tropfen oder GHB nachzuweisen. Dafür gibt es mehrere Gründe.
Zunächst werden diese Substanzen relativ schnell im Körper abgebaut und ausgeschieden. Das bedeutet, dass sie nur für einen begrenzten Zeitraum nach der Verabreichung nachweisbar sind.
Inzwischen gäbe es auch die Möglichkeit einer Haaranalyse, denn oft warten viele Betroffene Tage oder gar Wochen, bis sie sich trauen, aktiv zu werden, oder überhaupt realisieren, was ihnen widerfahren ist.
Denn durch die Gedächtnislücken sind die Erinnerung der Opfer unvollständig. Oft fällt es daher schwer, genauere Angaben zu Abläufen oder eventuellen Täter zu machen, was auch eine Beweisführung erschwert.
Einen Vorfall unbedingt melden
Dennoch ist es wichtig, dass Opfer sofortige medizinische Hilfe suchen und den Verdacht melden. Eine umgehende Untersuchung und Zusammenarbeit mit Fachleuten und Opferschutzorganisationen kann allerdings dabei helfen, Beweise zu sichern und Unterstützung zu erhalten. Denn das Erlebte, insbesondere wenn es mit sexuellem Missbrauch verbunden ist, stellt für die Opfer oft auch eine starke psychische Belastung dar. Deshalb werden solche Vorfälle oft auch nicht gemeldet. Die Dunkelziffer ist daher generell und speziell bei sexuellem Missbrauch hoch.
Sich schützen
Doch wie schütze ich mich denn nun vor der unsichtbaren Gefahr? Als Alt-Raver ist man mit der Thematik recht gut vertraut. Vor allem junge Menschen, die das Partyleben gerade erst für sich entdecken, sollten sich dieses Themas bewusst sein und entsprechende Vorkehrungen treffen.
- Lasse dein Getränk nie unbeaufsichtigt und öffne es selbst.
- Nimm keine offenen Getränke von anderen Personen an.
- Achte auf ungewöhnliche Veränderungen deines Bewusstseins, wie plötzliche Müdigkeit, Benommenheit oder Desorientierung.
- Suche bei solchen Symptomen sofort Hilfe bei vertrauenswürdigen Personen oder dem Sicherheitspersonal.
- Gehe mit guten Freunden oder in vertrauenswürdigen Gruppen aus und passt aufeinander auf.
- Melde verdächtige Vorfälle sofort dem Sicherheitspersonal des Clubs.
- Sensibilisiere dich und andere über die Gefahren von K.O.-Tropfen und GHB, indem du Informationen darüber teilst.
Schnelltest mit Armband
Auf dem Markt sind auch Armbänder erhältlich, die als Schnelltests dienen und Getränke auf K.O.-Tropfen prüfen können. Diese Armbänder, die aus Papier bestehen, funktionieren ähnlich wie Schwangerschaftstests. Man trägt eine kleine Menge Flüssigkeit auf den Teststreifen auf und wartet etwa zwei Minuten. Wenn sich der Teststreifen verfärbt, bedeutet dies, dass K.O.-Tropfen im Getränk vorhanden sind. Solche Test-Armbänder sind beispielsweise bei Drogerien erhältlich. Sie reagieren speziell zb. auf den Stoff GHB, der eine der am häufigsten verwendeten Substanzen sein soll. Problem ist aber das diese Armbändern eben nicht alle Substanzen abdecken.
Achtsamkeit
K.O.-Tropfen oder GHB sind schon seit langem eine unsichtbare Gefahr für Clubgänger und Musikevent-Besucher. Dies betrifft nicht nur die Technoszene, sondern alle Arten von Musikveranstaltungen. Dies sollte nicht unterschätzt werden. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass wir uns alle über diese Stoffe und ihre Verwendung im Klaren sind und wissen, wie wir uns vor ihnen schützen können. Generell sollte man beim Besuch von Veranstaltungen auf sich und andere achten. Oft hat Achtsamkeit schon Schlimmeres verhindert.
Link: Was genau passiert, wenn man K.-o.-Tropfen im Drink hat? Drei Menschen erzählen
Link: weisser-ring.de – Tipps gegen KO-Tropfen
Hintergründe
K.O.-Tropfen (Rohypnol):
- Rohypnol ist der Markenname für das Medikament Flunitrazepam, das zur Familie der Benzodiazepine gehört. Es wurde in den 1970er Jahren von Hoffmann-La Roche entwickelt und auf den Markt gebracht.
- Ursprünglich wurde Rohypnol zur Behandlung von Schlafstörungen und zur Prämedikation vor chirurgischen Eingriffen eingesetzt.
- In den 1980er und 1990er Jahren wurde Rohypnol aufgrund seiner starken sedierenden und amnestischen Wirkung zunehmend als „Clubdroge“ missbraucht. Die Substanz fand in einigen Ländern, insbesondere in den USA, eine unrühmliche Bekanntheit als „Date-Rape-Droge“ aufgrund ihrer Fähigkeit, Menschen willenlos zu machen und das Erinnerungsvermögen zu beeinträchtigen.
- Aufgrund des Missbrauchspotenzials und der damit verbundenen Gefahren wurde Rohypnol in vielen Ländern,im Laufe der Zeit strenger kontrolliert und die Produktion eingeschränkt.
GHB aka Liquid Ecstasy (Gamma-Hydroxybuttersäure):
- GHB ist eine chemische Verbindung, die natürlicherweise im menschlichen Gehirn vorkommt. Es wurde erstmals in den 1960er Jahren synthetisiert.
- In den 1980er Jahren wurde GHB als Narkosemittel und zur Behandlung von Schlafstörungen eingesetzt.
- Später wurde es auch zur Behandlung von Narkolepsie, einer neurologischen Schlafstörung, verwendet.
- Aufgrund seiner euphorisierenden und enthemmenden Wirkung wurde GHB in den 1990er Jahren als Freizeitdroge populär. Es fand Verwendung in Party- und Clubszene, wo es unter dem Namen „Liquid Ecstasy“ bekannt wurde.
- Ähnlich wie K.O.-Tropfen wurde auch GHB aufgrund seiner Fähigkeit, das Bewusstsein zu trüben und das Erinnerungsvermögen zu beeinträchtigen, als „Date-Rape-Droge“ eingesetzt.
- Der Missbrauch von GHB führte zu zahlreichen gesundheitlichen Komplikationen und Todesfällen, was zu einer Verschärfung der rechtlichen Bestimmungen in vielen Ländern führte.