In Berlin ist endlich das „Drug-Checking“-Projekt, nach langjährigen Diskussionen und Vorbereitungen gestartet. Der kostenlose Service ermöglicht es Drogenkonsumenten, ihre Substanzen auf Verunreinigungen untersuchen zu lassen. Der Grund dafür ist offensichtlich und seit Jahren ein Problem, denn Dealer mischen oft zusätzliche Stoffe in die Drogen, um größere Mengen zu verkaufen und mehr Profit zu erzielen. Dies betrifft auch Marihuana, welches zum Teil mit synthetische Cannabinoide versetzt oder mit Substanzen besprüht wird, um das Gewicht zu erhöhen.
Analyse von Substanzen
Das Landesinstitut für gerichtliche und soziale Medizin ist für die Analyse der Proben zuständig. Bei drei Beratungsstellen der Initiativen für Suchtberatung, nämlich Fixpunkt, Vista und der Schwulenberatung, können Drogen wie Marihuana, Haschisch, Kokain, Ecstasy und Speed abgegeben und untersucht werden. Neben der Laboranalyse werden auch Beratungsgespräche und Sprechstunden angeboten. Das Ergebnis der Analyse wird den Konsumenten, die anonym bleiben können, nach drei Tagen telefonisch oder persönlich mitgeteilt.
Gesundheitssenatorin Ina Czyborra (SPD) betont, dass die analysegestützte Beratung die Chance bietet, Konsumenten von Party- und Freizeitdrogen zu erreichen und sie für die Risiken des Konsums zu sensibilisieren. Das Projekt zielt darauf ab, Überdosierungen und Vergiftungen zu vermeiden und neue Trends im Drogenkonsum zu erkennen.
Lange Vorgeschichte
Die Einführung der Drug-Tests wurde von den Parteien SPD, Linke und Grüne nach der Wahl 2016 in ihrem Koalitionsvertrag beschlossen. In den Vorbereitungen wurden auch die Staatsanwaltschaft und die Polizei durch eine Kooperationsvereinbarung mit dem Senat einbezogen. Dennoch gibt es Kritiker, die die Tests als Anreiz für weiteren Drogenkonsum betrachten.
Das Drug-Checking-Projekt hat eine lange Vorgeschichte in Berlin. Bereits Mitte der 1990er-Jahre wurde in einem ersten Versuch des Vereins „Eve & Rave“ Partydrogen getestet. Allerdings wurde dieses Verfahren später verboten. Die Pläne zur Wiedereinführung des Drug-Checkings waren bereits im Koalitionsvertrag von 2016 enthalten, wurden jedoch nicht sofort umgesetzt. Im Vergleich dazu gibt es in anderen Ländern wie der Schweiz und Österreich schon seit Jahrzehnten ähnliche Drug-Checking-Projekte.
Safer use
Das Drug-Checking-Projekt bietet den Konsumenten nicht nur die Möglichkeit, ihre Drogen auf Verunreinigungen zu testen, sondern auch eine Beratung, um bewusstere Entscheidungen zu treffen und das mit dem Konsum verbundene Risiko zu minimieren. Zusätzlich ermöglicht es die frühzeitige Erfassung von Konsumtrends und die Identifizierung von verunreinigten Produkten auf dem Schwarzmarkt, um ungewollte Überdosierungen zu verhindern. Das Ziel des Projekts besteht darin, gesundheitliche Schäden zu vermeiden und Konsumenten zu erreichen, die sonst nicht oder zu spät von der Drogenhilfe erreicht werden.
Mit dem Start des Drug-Checking-Projekts in Berlin ist ein wichtiger Schritt in Richtung sichereren Drogenkonsum und Risikominimierung getan. Die Hoffnung ist, dass sich diese Initiative langfristig bewährt und dazu beiträgt, die Gesundheit der Drogenkonsumenten zu schützen.
Sollte das Modell Erfolg haben, wäre es schön, wenn auch weitere Städte so ein Projekt erhalten. In Frankfurt ist solch ein Projekt seit Ewigkeiten nicht vorangekommen.
Quelle: deutschlandfunk.de, morgenpost.de