Auch wer kein Gamer ist, das hat vielleicht schon mal von Fortnite oder dem Zwist zwischen Apple und Epic Games gehört. Epic Games gehört seit den 90s zu einem „der“ Innovatoren in der Spielebranche. Unzählige Games, mit vielen Klassikern darunter, wurden über die Jahre hinweg mit deren hauseigenen Unreal-Engine erschaffen und sind für viele Spielentwickler:innen das Tool überhaupt. Generell hat Epic Games einen guten Ruf in der Branche, haben sie sich doch mit dem eigenen Epic Gamestore zusätzlich für fairere Vergütungen beim Verkauf von Games bei Spieleentwickler:innen einen Namen gemacht.
Nun hat Epic Games den Musik-Streaming-Dienst und Verkaufsplattform Bandcamp gekauft. Ähnlich wie auch der Epic Gamestore bietet Bandcamp faire Konditionen für seinen Künstler, beim Verkauf Ihrer Werke an. Bandcamp hat daher unter Musikern und Produzenten einen guten Ruf. Dennoch ist die Plattform vor allem technisch nicht auf dem aktuellen Stand der Zeit und die Bekanntheit beim normalen Konsumenten müsste sich noch drastisch steigern. Einen Innovationsschub bei technischem Know-how wäre also gar nicht so schlecht und könnte durch Epic Games durchaus erfolgen.
Der Kauf von Bandcamp klingt im ersten Moment vielleicht etwas seltsam, macht bei genauerer Betrachtung aber Sinn. Denn Epic Games sind schon seit längerem dabei ein eigenes Ökosystem für Kreative, den „Creator Marketplace“ zu erschaffen. Dazu hat das Unternehmen in der Vergangenheit bereits einige andere Firmen so z.B. Artstation erworben. Zudem hatte man auch vor einiger Zeit die Entwickler:innen der beliebten „Rock Band“-Spielreihe Harmonix aufgekauft.
In einem Blogeintrag von Epic Games heißt es zum Kauf von Bandcamp:
Faire und offene Plattformen sind entscheidend für die Zukunft der Kreativwirtschaft. Epic und Bandcamp haben das gemeinsame Ziel, die künstlerfreundlichste Plattform aufzubauen, die es den Künstlern ermöglicht, den Großteil ihres hart verdienten Geldes zu behalten. Bandcamp wird eine wichtige Rolle in der Vision von Epic spielen, ein Marktplatz-Ökosystem für Inhalte, Technologie, Spiele, Kunst, Musik und mehr aufzubauen.
„Bandcamp hat es sich zur Aufgabe gemacht, die heilende Kraft der Musik zu verbreiten, indem wir eine Community aufbauen, in der Künstler durch die direkte Unterstützung ihrer Fans gedeihen“, so Ethan Diamond, CEO und Mitbegründer von Bandcamp. „Mit Epic haben wir einen Partner gefunden, der ebenso wie wir davon überzeugt ist, dass die Zukunft der Musik und der Kunst selbst von der Schaffung gerechter und inklusiver Gemeinschaften abhängt, wie die, die unsere Fans und Künstler mit aufgebaut haben. Wir freuen uns darauf, mit dem Epic-Team zusammenzuarbeiten, um die Verwirklichung unserer Mission zu beschleunigen und unser gemeinsames Ziel zu verfolgen, mehr Urhebern auf faire und offene Weise zu ermöglichen.“
„Wir freuen uns sehr, das Bandcamp-Team bei Epic Games willkommen zu heißen“, sagt Steve Allison, Vice President und General Manager, Store bei Epic Games. „Bandcamp hat eine unglaubliche Community und ein Geschäft aufgebaut, in dem aufstrebende Künstler dank der direkten Unterstützung ihrer Fans erfolgreich sein können, und das mit einem der besten Einnahmemodelle und Konditionen in der Musikbranche. Dies entspricht genau dem Ansatz von Epic, Künstler über alle Medien hinweg zu unterstützen und ihnen die Möglichkeit zu geben, direkt mit ihren Fans in Kontakt zu treten.“
Quelle: epicgames.com, blog.bandcamp.com
Es klingt also durchaus so, dass man hier wirklich bemüht ist, den Geist von Bandcamp zu erhalten und weiter voranzutreiben. Ich bin als Gamer und Musikliebender daher positiv gestimmt, dass dieser neue Weg positiven Impact haben kann.
Dennoch bleibt ein kleiner fader Beigeschmack. Denn der chinesische Medienriese Tencent hält vierzig Prozent der Anteile an Epic Games. Zudem ist die Tochterfirma „Tencent Music“ mit bis zu 9 Prozent an Spotify beteiligt. Dieser Streaming-Dienst ist allerdings nicht unbedingt für die faire Beteiligung von Musikern und Musikerinnen an den Streaming-Einnahmen bekannt. Außerdem ist der Bandcamp Store in China gesperrt. Dass diese Gegebenheiten negative Auswirkungen auf den Fortbestand von Bandcamp haben, davon ist aber eher nicht auszugehen.