Ab Montag den 19.10. tritt in Hessen eine neue Corona-Verordnung in Kraft. Ab dann dürfen mehr Menschen in Kinos, weniger zu Privatfeiern und dafür die Clubs in Hessen wieder öffnen. Allerdings nicht in der Funktion, wofür Clubs eigentlich da sind. Politik mit der Zwangsjacke.
Neue Regelungen
Das hier sind die neuen Regelungen, die unter wissenschaftlicher Beratung von Sandra Ciesek, Leiterin des Virologischen Instituts der Universitätsklinik Frankfurt, sowie dem Leiter des Instituts für Virologie an der Philipps-Universität Marburg, Stephan Becker entstanden sind. Und dennoch sitze ich hier und habe Nackenschmerzen vom Kopfschütteln.
- Öffentliche Veranstaltungen: Es bleibt bei der Begrenzung auf 250 Personen und dem Vorliegen eines Hygienekonzepts. Mehr Personen bedürfen der Genehmigung durch das örtliche Gesundheitsamt. Die bisherige Drei-Quadratmeter-Regelung für Schwimmbäder, Theater, Kinos, Konzerte und weitere Veranstaltungen entfällt, weil sie sich nicht bewährt habe. Es gelten die in der Gastronomie bekannten Abstands- und Kontaktregeln (eineinhalb Meter Abstand, maximal zehn Menschen an einem Tisch). Die Sonderregeln für Zusammenkünfte von Senioren sind aufgehoben.
- Clubs und Tanzlokale: Hier gelten die gleichen Regeln wie für die Gastronomie. Es gilt aber ein Tanzverbot. Die Öffnung muss durch das örtliche Gesundheitsamt genehmigt werden.
Quelle: www.fr.de
Realitätsfern
Liebe Verantwortliche in der Politik in Hessen: Was stimmt mit Euch nicht? Wie weit kann man eigentlich von der Realität entfernt sein, um solche Regelungen für Clubs und Tanzlokale zu erlassen?
Denn was kann man an dem Konzept eines Clubs oder Tanzlokals nicht verstehen, dass man diesen ein Tanzverbot ausspricht? Das wäre wie wenn man einem Bäcker verbietet, Brot und Brötchen zu verkaufen, einem Fleischer das Fleisch oder einer Tankstelle das Benzin. Das versteht jeder 6-jährige, aber scheinbar niemand in der Politik, mit Gehältern jenseits eines Normalsterblichen.
Was sollte bitte der Sinn und Zweck sein, einen Club oder Tanzlokal jetzt zu öffnen, wenn das Einzige, warum man dort hingehen würde, nicht erlaubt ist.
Nun gut, man sollte an der Stelle noch den Satz „Die Öffnung muss durch das örtliche Gesundheitsamt genehmigt werden.“ beachten. Dies klingt für mich danach, dass man dem örtlichen Gesundheitsamt Konzepte präsentieren muss, diese geprüft und eventuell genehmigt werden. Im Umkehrschluss können dabei nur Konzepte gewinnen, die nichts mit Tanzen zu tun haben. Aber was sollte ein Club denn sonst anbieten?
Alles nur nicht Tanzen
Soll man jetzt als Clubbesitzer genötigt werden, ums Verrecken Konzepte ganz anderer Art zu entwickeln, für die Clubs gar nicht gemacht sind? Was stellen die sich vor? Dass man jetzt Yogakurse auf der Tanzfläche anbietet, oder gastronomische Highlights wie Club-Burger & Pizza? Ich versteh es einfach nicht, was hier die Beweggründe sind, solche Regelungen zu verfassen.
Clubs sind kaum für alternative Konzepte geschaffen. Dafür fehlt es alleine schon an der Infrastruktur, die man auch nicht mal eben so anpassen kann. Clubs sind seit Mitte März zu. Die Ersten, wie der Clubkeller in Sachsenhausen oder das Horst im Gutleutviertel, haben bereits das Handtuch geworfen und sind für immer dicht gemacht. Die Gefahr, dass dies immer mehr und mehr Locations trifft, ist eine realistische Gefahr, die im Nachhinein noch große gesellschaftliche Probleme verursachen könnte. Denn Clubs und ähnliche Konzepte sind wichtig, um das gesellschaftliche Leben im Gleichgewicht zu halten. Leider ist aber die Hilfe, die aus der Politik für Clubs kommt, meist nur ein Tropfen auf den heißen Stein, Bekundungen ohne Gehalt, und solche erbärmlichen und dummen Regelungen.
Am Ende stellt sich die Politik vielleicht auch noch hin und behauptet, Clubs hätten ja eine Chance gehabt, sich unter den Regeln neu zu erfinden, und verweigern damit weitere Hilfen. Mittlerweile halte ich alles für möglich.
Doch bevor mich hier manch einer falsch verstehen möchte, ich halte viele Regelungen zum Eindämmen der Pandemie, zum Schutz von Risikogruppen und jedem anderen, sowie dem Handling des Gesundheitswesens, damit dieses nicht überlastet, für richtig und wichtig. Doch es sind auch immer wieder Regelungen dabei, die am Verstand der Verantwortlichen zweifeln lassen. Es ist durchaus legitim und auch wichtig, über bestimmte Regeln und Vorgaben zu diskutieren und sie auch konstruktiv zu kritisieren. Aus der Sicht eines Menschen, der mithilfe von Clubs seinen Lebensunterhalt verdient, gehört dieser Fall dazu. Denn selten hat es eine Regel gegeben, die so an der Realität vorbei getroffen wurde.
Vielleicht ist meine Aufregung in ein oder zwei Wochen schon wieder dahin, weil diese Regeln wegen weiter steigenden Infektionszahlen wieder einkassiert werden. Kann ja sein. Fakt ist aber, dass hier Vorgaben für Clubs und Tanzlokale erlassen wurden, die ganz großer Blödsinn sind. Aber was will man erwarten, von zum Teil Menschen in der Politik, die eventuell noch nie einen Club von innen gesehen haben, oder oft die Realität eines Normalbürgers gar nicht mehr wahrnehmen können. Vielleicht würde manch Einer von denen, auch eher Brot und Fleisch im Club kaufen, aber nicht tanzen.