11. Juni 2020 Update: Twitch verkündete auf Twitter, dass man die Nutzung von Audible Magic ausweiten wird, um Clips mit möglicherweise urheberrechtlich geschützte Musik zu identifizieren. Gefundene Clips sollen ohne Strafe für den User gelöscht werden. Dies soll auch in den kommenden Monaten für neu erstellte Clips gelten.
Audible Magic ist eine Filter Software, die auch Facebook im Einsatz hat, um urheberrechtlich geschützte Musik in Videos zu finden. Im Gegensatz zu Facebook, wendet Twitch den Scan bisher nur auf Videos und Clips an und nicht auf den Live-Stream. So zumindest laut einem Blogeintrag von 2014. Zwischen den Zeilen klingt es bisher auch so, als ob Twitch an dieser Vorgehensweise aktuell nichts ändern will.
Um den User in der aktuellen Lage beim löschen Ihrer umfangreichen Clips zu helfen wurden zudem Optimierungen angekündigt.
Quelle: twitter.com/TwitchSupport
08. Juni 2020: Seit Corona den Shutdown der Clubszene verursachte, sind DJs in Scharen auf die Live-Streaming-Plattform Twitch geströmt. (Auch ich: KLICK ) Twitch, das früher eher auf Gaming ausgerichtet war, fügte sogar einen neuen Reiter für Musik hinzu, um das Auffinden von Musik-Streams zu erleichtern. Mittlerweile findet man auf Twitch auch viele bekannte Namen wie z.B. Chris Liebing, Talla 2xlc oder Paul van Dyk. Aktuell macht allerdings eine Welle von Copyright-Strikes, auf zum teil Jahre alte Videos & Clips, vielen Streamer Sorgen.
Um es klar zu sagen: Twitch’s Regeln für das Musik-Streaming sind schon seit Jahren in Kraft. Es scheint aber so, aus welchen Gründen auch immer, dass die Rechteinhaber jetzt proaktiver werden, um nach Urheberrechtsverletzungen auf der Website zu suchen. Denn viele beliebte Streamer erhielten in den letzten 24 Stunden teils mehrere Strikes. Bei 3 Strikes wird der Kanal von Twitch gebannt.
Scheinbar ist die Recording Industry Association of America (RIAA) für einen Großteil der Claims verantwortlich. Twitch ist gesetzlich verpflichtet, diese Claims durchzusetzen, um durch die Safe Harbor Bestimmung geschützt zu sein. Diese besagt, dass eine Plattform nicht für die Urheberrechtsverletzung der Nutzer auf der Plattform haftbar gemacht werden kann. (Nach US-Recht, wo Twitch seinen Sitz hat)
Die aktuelle Strike-Welle betrifft aktuell nicht die Livestreams, aber die davon gespeicherten Videos und Clips. Das stellt große Streamer, mit teils mehr als 100.000 Clips vor große Probleme. Denn das System von Twitch lässt nur das Löschen jedes Clips und Video einzeln zu. Das Gute ist allerdings, dass Urheberrechtsinhaber die Clips auch manuell durchsuchen müssen, um urheberrechtsverletzende Inhalte zu finden. Denn Twitch verfügt derzeit nicht über ein Content-ID-System wie z.B. das von YouTube. Dieses wurde 2015, als Reaktion auf die von der Universal Music beim US-Copyright Office eingereichte Beschwerde, immer aggressiver gestaltet. Und auch dieses Mal scheint Universal Music die treibende Kraft hinter der Strike-Welle zu sein.
Es obliegt den Streamern, sich vor solchen Takedowns zu schützen. Im Klartext bedeutet dies, dass sie die Verwendung urheberrechtlich geschützter Musik sofort einstellen und alte Clips nach bestem Wissen und Gewissen durchsehen und entfernen. Wer auf Copyright-Freie-Musik zurückgreift, hat all diese Probleme nicht.
Noch sind keine Claims in den Livestreams auf Twitch möglich. Ganz im Gegenteil zu Facebook, wo recht schnell ein Stream wegen Musik beendet werden kann. Als DJ sollte man in Zukunft auf Videomitschnitte und Clips verzichten. Dennoch bleibt der Einsatz von unlizenzierter Musik offiziell nicht gestattet. Damit bleiben DJ-Sets auch im Jahr 2020 mehr als nur eine Grauzone.
So zeigt die aktuelle Krise, erneut Probleme zwischen digitalen Kunstarten und dem Copyright. Auf der einen Seite sind wir verdammt zu Hause zu bleiben, ohne Partys und Konzerten, aber die alternativen Musikstreams, scheinen bis auf wenige Ausnahmen, illegal zu sein. Modern ist dies nicht und bedarf wohl eher einer Zusammenarbeit von Plattformen wie Twitch und den Musiklabels & Co. Aber so eine Art der Zusammenarbeit kann über Jahre dauern, bis sie zustande kommt. Dies haben andere Streitigkeiten wie z.B. die Gema vs Youtube bereits gezeigt.
Quelle: youredm.com