Dass der Musikmarkt jeden Tag mit neuen Releases überschwemmt wird, ist kein Geheimnis. Laut einem Bericht von MusicRadar wird 2024 pro Tag mehr Musik veröffentlicht als im gesamten Kalenderjahr 1989.
Diese Aussage resultiert aus der Untersuchung des Anstiegs von abonnementbasierter Musiksoftware und deren Einfluss auf die Art und Weise, wie Musik produziert und geteilt wird. Um das Ausmaß der heutigen musikalischen Produktion zu verdeutlichen, sagte der Musikökonom Will Page, ehemals Chefökonom bei Spotify und der britischen Verwertungsgesellschaft PRS for Music: „Heute wird an einem einzigen Tag mehr Musik veröffentlicht, als im Kalenderjahr 1989.“
Dieses Wachstum wird laut Page hauptsächlich durch einen kulturellen Wandel hin zu „Consumer-Creators“ vorangetrieben. „Immer mehr dieser Musik wird von den Künstlern selbst gemacht, was die Nachfrage nach Musikproduktionssoftware weiter erhöht.“
Laut dem Musikgeschäftsanalysten MiDiA gab es im Jahr 2023 fast 76 Millionen Musikschaffende, was einem Anstieg von 12 % im Vergleich zu 2022 entspricht. Diese Zahl wird bis 2030 voraussichtlich auf über 198 Millionen steigen.
Das sind beeindruckende Zahlen, zeigen aber auch die großen Herausforderungen, vor denen Künstler heute stehen, um wahrgenommen zu werden. Wir als Label-Betreiber kennen diese Probleme nur zu gut. Auch wenn die Qualität der Musik stimmt, ist es eine Mammutaufgabe, neue Hörer oder gar Käufer zu gewinnen. Es ist nahezu unmöglich, ohne größere Investitionen Aufmerksamkeit zu generieren.
Obwohl Spotify kürzlich einen Umsatzanstieg von 19 % im Vergleich zum Vorjahr auf 4 Milliarden Euro vermeldet hat und die Marke von 250 Millionen zahlenden Abonnenten überschritten wurde, sind nur wenige die tatsächlichen Profiteure dieser Zahlen. Für Hörer ist es ebenfalls äußerst schwierig geworden, trotz kuratierter Playlisten, all die Musik zu entdecken, die ihnen gefallen könnte.
In dieser schnelllebigen und überfüllten Musiklandschaft wird es für Künstler somit immer wichtiger, innovative Wege zu finden, um ihre Musik zu präsentieren und mit ihrem Publikum in Kontakt zu treten. Social Media, Live-Streams und direktes Feedback von Fans bieten neue Möglichkeiten, doch die Herausforderung bleibt, aus der Masse hervorzustechen. Denn auch in diesem Sektor ist bereits eine massive Überfüllung zu spüren.
Es scheint so, dass der Weg, Musik sichtbar zu machen, mehr Anstrengung benötigt als die Musik selbst zu erstellen. Dies führt insbesondere in unserer Szene zu seltsamen Auswüchsen und negativen Begleiterscheinungen. Oft geht es mehr ums Influencen, als alles andere.
Link: musicradar.com