Oh nein, es gibt Ärger im Kulturkosmos. Die Macher des Fusion Festivals auf dem ehemaligen Militärflugplatz im mecklenburgischen Lärz, werden nämlich aktuell von den Behörden gestresst. Die bemängeln das Sicherheitskonzept, was jährlich vorzulegen ist. Das Fusion Festival ist nicht nur für die Region in Mecklenburg Vorpommern ein wichtiges Ereignis. Deutschlandweit und über dessen Grenzen hinaus, ist das Festival bekannt und beliebt. Man kann nur hoffe, das es sich hierbei, um schnell zu klärende Bagatellen handelt. Laut Polizeisprecherin heißt es:
Es würden bundesweit geltende Sicherheitsbestimmungen und Standards für derartige Großveranstaltungen nicht eingehalten. Details könne man mit Verweis auf das laufende Verfahren nicht nennen.
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Martin Eulenhaupt (Vorsitzende des Fusion-Trägervereins Kulturkosmos) widerspricht der Darstellung der Polizei. Zwar seien in der Tat noch einige Dinge mit Behörden im Landkreis zu klären. Allerdings geht er fest davon aus, dass sie geklärt werden können und man eine Genehmigung für das Festival erhalten werde. Darüber hinaus habe das Fusion Festival mit Blick auf die Sicherheitsstandards eine Super-Bilanz: „Unsere Veranstaltungen wurden im Hinblick auf Fluchtwege und Notfallpläne immer zuverlässig abgesichert“, sagt Eulenhaupt.
Quelle: nordkurier.de
Nächste Woche soll eine Pressemitteilung vom Veranstalter kommen, allerdings gibt es noch weitere Probleme mit der Polizei. So will diese, anders als bisher, gerne aufs Veranstaltungsgelände. Bislang war die Polizei immer nur im Umfeld des Festivals aktiv gewesen. Doch nun möchte man auf dem Festivalgelände eine mobile Polizeistation einrichten sowie eine anlasslose Bestreifung durchführen. Dies möchte allerdings der Veranstalter nicht und dürfte niemanden verwundern.
„Die Polizei ist auf uns keinen Schritt zugekommen“, sagt Eulenhaupt zu der Polizei-Reaktion. Er bedauere das. Vergangenes Jahr sei es noch eine Kommunikation auf Augenhöhe gewesen. Davon könne derzeit nicht die Rede sein, so Eulenhaupt.
Quelle: nordkurier.de
Man darf gespannt sein, wie sich dieser Sachverhalt entwickeln wird. Wer weiß, vielleicht ist in den Behörden ein neuer Sheriff am Start, der seinen Stern poliert haben möchte.
Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie sich ein Event anfühlen kann, wenn die Polizei so einen Zugriff auf das Gelände hat. Ein Love Family Castle Anfang der 2000er Jahre wurde durch so ein Vorgehen damals praktisch stimmungstechnisch gekillt. Es wurden Leute vom Gelände mitgenommen, die einfach nur eine Kopfschmerztablette eingenommen hatten. Man fühlte sich unter ständiger Beobachtung. Das war kein schönes Feeling.
Update – 05.05.2019
Da war die Vermutung wohl richtig, dass der Ärger, um das Fusion Festival von einem „Sheriff“ ausgeht. Wie Netzpolitik.org berichtet, ist der Polizeipräsident von Neubrandenburg Nils Hoffmann-Ritterbusch der treibende Part hinter den neuen Forderungen der Polizei.
Nils Hoffmann-Ritterbusch wurde im Mai 2016 Leiter im Polizeipräsidium Neubrandenburg. Warum man nun im Jahr 2019 damit anfängt und solch massive Forderungen gegenüber dem Festival stellt, ist schwer nachzuvollziehen. Eventuell Sicherheitsmängel bzw. Optimierungen am Sicherheitskonzept sollten kein Problem darstellen. Denn laut dem NDR handelt es sich wohl meist, um unzureichende Fluchtwege. Allerdings hatte das gleiche Amt in den letzten Jahren dem Veranstaltungskonzept immer zugestimmt. Zudem sei das Konzept jedes Jahr verbessert worden, heißt es von den Veranstaltern.
Unverhältnismäßige Forderungen
Doch wo man beim Sicherheitskonzept nachbessern kann, da stellt die Forderung, nach einer Polizeiwache auf dem Gelände, noch mal ein ganz anders Kaliber dar. Das ganze mutet, fasst schon wie Erpressung an.
Er (Polizeipräsident) fordert eine Polizeistation mitten auf dem Gelände und anlasslose Polizeistreifen, die über das Festival ziehen. Man könnte auch sagen: Die Polizei will von nun an das Festival engmaschig überwachen. Dokumente, die netzpolitik.org vorliegen, belegen diese Pläne. Bekommt Hoffmann-Ritterbusch nicht seine Polizeistation, dann droht er an, dem Sicherheitskonzept der Fusion nicht zuzustimmen. Das Festival könnte dann nicht stattfinden.
Quelle: netzpolitik.org
Wirklich Anlass für diese Forderungen gibt es nicht. Für ein Festival mit 70.000 Menschen, zog die Polizei in ihren eigenen Pressemitteilungen in den vergangenen Jahren immer eine positive Bilanz. Da hieß es dann „erwartungsgemäß“, „keinen besonderen Vorkommnissen“ oder „weitestgehend störungsfreien Verlauf“. Auf gut Deutsch: Alles ist gut gelaufen. Es gibt keinen Grund zu meckern.
Sollte der Polizeipräsident nicht einlenken mit seinen Forderungen, dann dürfte ein Weg übers Gericht unvermeidbar sein.
Hartmut Aden, Professor am Fachbereich für Polizei und Sicherheitsmanagement an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin, sagt: „Gefahrenabwehrrechtliche Auflagen müssen Bezüge zu konkreten Gefahren haben, die vermieden werden sollen, und sie müssen auch so gewählt werden, dass sie etwas gegen diese Gefahren ausrichten können. Sonst sind sie unverhältnismäßig.“
Quelle: netzpolitik.org
Fusion Festival in Gefahr
Man darf sehr gespannt sei, wie sich die Lage weiter entwickeln wird. Denn bis zu Fusion sind es nur noch ein paar Wochen. Vielleicht nimmt sich dem Thema ja auch die Politik an. Dies wäre wünschenswert. Denn das Fusion Festival mit seinem 22-jährigen Bestehen, sowie das davon quer finanzierten Theaterfestival at.tension, dürfte für die Region wichtige kulturelle Aushängeschilder sein.
„Sollte sich der destruktive Kurs des Polizeipräsidenten durchsetzen, sehen wir keine Grundlage mehr, das Festival auch in den nächsten Jahren in Mecklenburg-Vorpommern zu veranstalten“, so Mitveranstalter Martin Eulenhaupt.
Quelle: netzpolitik.org
Petition gestartet
Mittlerweile wurde unter kulturkosmos.de ein Petition gestartet, die sich an verschiedenste Politiker richtet. Dort heißt es: „Für die Freiheit von Kunst und Kultur! Gegen anlasslose Polizeipräsenz auf friedlichen Kulturveranstaltungen!“. Es gibt zudem weitere umfangreiche Infos und Forderungen. Also klickt Euch rein und hinterlasst eine Stimme: kulturkosmos.de/mitmachen/