Mit dem Aufkommen des Internets und den rasanten technologischen Entwicklungen im Computerbereich hat sich auch die Musikwelt nachhaltig verändert. Der Konsum von Musik, einst geprägt durch Kassetten, Vinyl und CDs, ist heute fast ausschließlich ein Thema für Sammler- und Liebhaber:innen.
Der „normale“ Musikkonsument hingegen verwaltet seine Hörgewohnheiten längst über Streamingplattformen – mit digitalen Playlists, algorithmischen Empfehlungen und einer nahezu vollständigen Abhängigkeit vom Internet.
Spotify hat sich dabei zum Platzhirsch auf dem Streamingmarkt entwickelt. Vor allem der Empfehlungsalgorithmus gilt als eines der zentralen Alleinstellungsmerkmale von Spotify. Doch viele andere Mechanismen stehen in einem Spannungsverhältnis zur kreativen Ausrichtung von Musik und dem, wie Musiker:innen eigentlich mit ihrem Medium umgehen wollen. Dieses Thema verdient jedoch eine eigene Auseinandersetzung – hier soll es in erster Linie um Preise, Qualität, Alternativen und faire Vergütung gehen.
Denn in den letzten Wochen hat Spotify erneut die Preise für seine Premium-Abos in Deutschland angezogen. Für viele Nutzer:innen stellt sich deshalb die Frage, ob das Angebot noch den eigenen Ansprüchen gerecht wird – auch wenn Spotify kurz nach der Preiserhöhung inzwischen Lossless Audio angekündigt hat. Gleichzeitig wächst die Kritik an Unternehmensentscheidungen und am CEO Daniel Ek.
In diesem Artikel möchte ich daher einen genaueren Blick auf die Alternativen werfen: Welche anderen Streamingdienste gibt es? Wie unterscheiden sie sich in Preis, Klangqualität und Funktionen? Und welcher Anbieter ist nicht nur für Hörer:innen attraktiv, sondern auch fairer gegenüber den Künstler:innen? Ziel ist es, eine übersichtliche Orientierung zu schaffen, um die eigene Entscheidung für oder gegen Spotify besser treffen zu können.
Unser Label-Playlist auf Spotify.
Die Kritik an Spotify
Spotify hat Mitte August 2025 erneut die Preise in Deutschland erhöht. Das Premium-Einzelabo kostet nun 12,99 Euro im Monat statt bisher 10,99 Euro, das Duo-Abo steigt auf 17,99 Euro und das Familien-Abo auf 21,99 Euro. Auch das Studentenabo verteuert sich leicht auf 6,99 Euro. Für Bestandskunden wurde parallel ein neues „Basic-Abo“ zum alten Preis eingeführt, das allerdings keine zusätzlichen Hörbuchstunden mehr enthält. Während die Gratisversion mit Werbung unverändert bleibt, begründet Spotify die Preiserhöhungen allgemein mit Marktbedingungen.
Ein zentraler Kritikpunkt an Spotify bleibt die überaus geringe Auszahlung pro Stream – meist zwischen 0,002 und 0,004 US-Dollar. Hinzu kommt seit April 2024 eine Regelung, die die Auszahlung weiter erschwert: Tracks müssen mindestens 1.000 Streams innerhalb der vergangenen 12 Monate erreichen, um überhaupt Tantiemen zu erhalten.
Auch der Einsatz von KI-generierten Songs, die ohne Kennzeichnung in Playlists auftauchen, sorgt für Unmut. Dahingehend gibt es Vorwürfe, dass es eine verstärkte Präsenz sogenannter „Ghost Artists“ oder vollständig AI-generierter Musikprojekte gibt. Recherchen legen nahe, dass Spotify bis zu 60 % der Songs in beliebten Playlists wie Peaceful Piano von Pseudonymen stammen, hinter denen weder reale Künstler:innen noch transparente Produktionsstrukturen stehen. Ziel dieser Strategie ist es, günstige, lizenzsparende Musik gezielt in algorithmisch kuratierte Playlists einzubinden, um Tantiemen an echte Musiker:innen zu senken.
In der Kritik steht zudem CEO Daniel Ek. Mit seiner Investmentfirma Prima Materia hat er erhebliche Summen in das Münchner Rüstungs-Start-up Helsing gesteckt, das unter anderem an KI-gesteuerten Drohnen arbeitet. Im Sommer 2025 verdoppelte Ek seinen Anteil an dem Unternehmen, was international für Empörung sorgte. Zahlreiche Musiker und Fans warfen ihm vor, Spotify-Gelder indirekt in Kriegstechnologien zu lenken. Die US-Band Deerhoof etwa rief öffentlich zum Boykott des Dienstes auf.
Hörgenuss gibt’s woanders
Lange Zeit bot Spotify nur komprimiertes Streaming mit maximal 320 kbps an – ein klarer Nachteil gegenüber der Konkurrenz. Doch jetzt am 10. September 2025 kam die überraschende Wende: Spotify kündigt an nun endlich Lossless Audio einzuführen. Premium-Abonnent:innen können also bald Musik in FLAC mit bis zu 24 Bit/44,1 kHz hören. Die Funktion wird derzeit in mehr als 50 Ländern, darunter Deutschland, schrittweise freigeschaltet.
Anbieter | Preis (Einzelabo) | Audioqualität | Besondere Features |
---|---|---|---|
Spotify | 12,99 € / Monat | Bis 320 kbps (AAC/Ogg), Bald: Lossless FLAC bis 24 Bit/44,1 kHz | Große Podcast-Bibliothek, Spotify Connect, Free-Version mit Werbung |
Apple Music | 10,99 € / Monat | Lossless bis 24 Bit/192 kHz (ALAC), Dolby Atmos | Nahtlose Apple-Integration, Spatial Audio, kein Free-Abo |
Amazon Music Unlimited | 10,99 € / Monat (Prime-Kunden oft günstiger) | HD (16 Bit/44,1 kHz) & Ultra HD (24 Bit/192 kHz, FLAC), Dolby Atmos | Alexa-Integration, Hörbücher/Podcasts, Bundle mit Prime |
Tidal | 10,99 € HiFi / 19,99 € HiFi Plus | Lossless bis 24 Bit/192 kHz (FLAC), Dolby Atmos, 360 Reality Audio | Künstlerfreundlichere Bezahlung, exklusive Inhalte, HiFi-Fokus |
Deezer | 10,99 € / Monat | Lossless in CD-Qualität (16 Bit/44,1 kHz, FLAC) | Flow (personalisiertes Radio), RTL+ Bundle, Free-Version mit Werbung |
YouTube Music | 9,99 € / Monat (im Bundle mit YouTube Premium: 11,99 €) | Bis 256 kbps (AAC/Opus) | YouTube-Video-Integration, Free-Version mit Werbung |
Qobuz | 12,99 € / Monat (Studio Solo) | Hi-Res Lossless bis 24 Bit/192 kHz (FLAC/ALAC) | Audiophiler Fokus, redaktionelle Inhalte, kein Free-Abo |
Napster / ALDI Life Music | ca. 7,99 € / Monat | Lossless in CD-Qualität (16 Bit/44,1 kHz, FLAC) | Günstiger Preis, Fokus auf Musik-Streaming, kein Hi-Res |
Künstlervergütung pro Stream
Die Bezahlung pro Stream ist einer der größten Kritikpunkte an Spotify und anderen Streamingdiensten. Zwar variieren die genauen Beträge je nach Markt, Vertrag und Währung, doch lassen sich Durchschnittswerte nennen. Spotify zahlt mit Abstand am wenigsten pro Stream. Zudem müssen Tracks mindestens 1.000 Streams pro Jahr erreichen, um überhaupt Tantiemen zu erhalten. Für Acts bedeutet das, dass Millionen von Plays nötig sind, um ein nennenswertes Einkommen zu erzielen. Etwas besser sieht es bei Amazon Music und Apple Music aus. Deutlich künstlerfreundlicher sind Tidal und Napster, die pro Stream teils doppelt so viel vergüten. Am schlechtesten schneidet YouTube Music ab, wo Streams oft nur Bruchteile eines Cents einbringen.
💚 So kannst du Acts direkt unterstützen:
- Merchandise kaufen – T-Shirts, Vinyls oder Poster bringen oft mehr Einnahmen als Streams.
- Musik direkt erwerben – z. B. über Bandcamp oder die Webseiten der Künstler:innen.
- Konzerte besuchen – Ticketverkäufe sind eine wichtige Einnahmequelle.
- Spendenplattformen nutzen – z. B. Patreon oder Ko-fi.
- Social Media teilen – Reichweite hilft Künstler:innen, neue Fans zu gewinnen.
👉 Jede dieser Unterstützungen hat für Acts oft einen deutlich höheren Wert als tausende Streams auf Spotify & Co.
Anbieter | Ø Vergütung pro Stream (USD) | Anmerkungen |
---|---|---|
Spotify | 0,002 – 0,004 | Marktführer, aber geringste Ausschüttung pro Stream |
Apple Music | 0,005 – 0,009 | Deutlich höher als Spotify |
Amazon Music | 0,004 – 0,008 | Mittelwert, zusätzlich in Prime gebündelt |
Tidal | 0,012 – 0,015 | Künstlerfreundlichster Dienst |
Deezer | 0,004 – 0,006 | Mittleres Niveau |
YouTube Music | 0,0007 – 0,001 | Niedrigste Vergütung, hohe Reichweite |
Qobuz | 0,007 – 0,010 | Fairere Ausschüttung |
Napster / ALDI Music | 0,006 – 0,008 | Ebenfalls relativ fair, aber kleinere Reichweite |
Der Umstieg mit den Playlists im Gepäck
Ein Umstieg von Spotify zu einem anderen Streamingdienst bedeutet nicht automatisch, dass man seine mühsam erstellten Playlists verliert. Mittlerweile gibt es spezialisierte Tools, mit denen sich Wiedergabelisten, gespeicherte Alben und sogar Favoriten recht unkompliziert übertragen lassen. Zwar kann es vorkommen, dass bestimmte Titel nicht verfügbar sind, insgesamt funktioniert der Transfer aber sehr zuverlässig.
- Soundiiz – unterstützt viele Plattformen und komplette Bibliotheken.
- FreeYourMusic – einfache Bedienung, Desktop & Mobile Apps.
- SongShift – speziell für iOS, komfortabler Transfer zwischen Spotify, Apple Music & Tidal.
- TuneMyMusic – bietet auch Export in CSV oder Textdateien.
- Mooval – kostenloses Tool, schneller und unkomplizierter Umstieg.
Fazit
Spotify bleibt zwar Marktführer und hat mit der baldigen Einführung von Lossless Audio einen wichtigen Schritt nach vorne gemacht. Dennoch bestehen weiterhin große Kritikpunkte: Vor allem bei der Künstlervergütung. Die jüngste Preiserhöhung verstärkt zudem den Eindruck, dass Nutzer:innen mehr zahlen, ohne dass sich die Bedingungen für Künstler:innen wirklich verbessern.
Für Hörer:innen, die besonderen Wert auf Soundqualität und moderne Features legen, sind neben dem neuen Lossless-Angebot von Spotify weiterhin vor allem Apple Music, Tidal und Qobuz empfehlenswert. Diese Dienste bieten verlustfreies HiFi-Streaming und teilweise sogar 3D-Audio wie Dolby Atmos oder 360 Reality Audio.
Für Künstler:innen bleibt jedoch Tidal der attraktivste Anbieter, da hier die höchsten Auszahlungen pro Stream erfolgen. Auch andere Anbieter schneiden fairer ab als Spotify.
Wer also vor allem Musik in bester Qualität hören möchte, hat nun auch bei Spotify mehr Möglichkeiten – wer jedoch Künstler:innen stärker unterstützen will, findet wo anderes faire Alternativen.
Vielleicht konnte ich mit diesen Infos dem ein oder anderen dabei helfen, einen passenderen Streaminganbieter zu finden und den Umzug leichter zu machen. Übrigens sind unsere Tracks vom Toxic Family Label auf allen gängigen Plattformen zu finden. Also hört doch mal rein!