Die kleine süße Stereobar in Alt-Sachsenhausen bekommt massiv Steine in den Weg gelegt und zwar von der Stadt. Der kleine und charmante Club im Abtsgäßchen 7 in Alt-Sachsenhausen existiert schon seit 20 Jahren und bietet viel musikalische Abwechslung im Programm. Es stehen auch immer wieder mal Veranstaltungen mit elektronischer Musik auf dem Programm und ich selbst habe schon so manch lustige Nacht dort verbracht, oder selber gespielt.
Doch nun hat der sympatische Laden einen Hilferuf auf Facebook und andere Kanäle abgesetzt, denn man musste die Türen schliessen.
Liebe Freunde der Stereobar,
wir könnten euere Hilfe und Unterstützung brauchen, sicherlich haben die Meisten von Euch in den letzten Tagen mitbekommen, dass wir unsere Türen schweren Herzens endgültig schliessen mussten.
Wir teilen jetzt das Schicksal diverser Clubs in Frankfurt/Sachsenhausen: Aufgrund von Beschwerden aus der Nachbarschaft ist die Bauaufsichtsbehörde tätig geworden – und wir müssen jetzt aufgrund von vermeintlicher Baurechtswidrigkeit den Betrieb – wie er aktuell geführt wird – einstellen. Es ging dabei noch nicht einmal um die typische Belästigung durch Musik aus dem Club, sondern darum, dass Anwohner sich durch Gäste auf der Straße auf dem Weg nach Hause belästigt fühlten und zudem eine „Disco“ in Alt-Sachsenhausen schon ohnehin, aber explizit an diesem Ort, nicht zulässig sei.
Man hat uns freundlicherweise seitens der Stadt angeboten, doch stattdessen eine Apfelweingaststätte zu betreiben, da diese genehmigungsfähig ist. Jeder, der die Stereobar kennt, weiß, dass alleine der Vorschlag ein schlechter Witz ist.
Uns konnte keine Überschreitung der zulässigen Lautstärke nachgewiesen werden, es geht vorliegend – wie in vielen anderen Fällen auch (Ihr kennt das aus dem Bahnhofsviertel) „nur“ darum, dass der Betrieb einer „Vergnügungsstätte“ in Sachsenhausen baurechtlich nicht möglich ist. Auch das Argument, welches wohl nahezu alle jetzt nennen würden, dass die Stereobar doch seit mehr als 20 Jahren besteht (und die Stadt Frankfurt auf ihrer eigenen Webseite mit uns wirbt! von wegen kultureller Vielfalt und so…..) und in Alt-Sachsenhausen zu wohnen und sich dann über Lärm zu beschweren doch absurd sei, stößt auf taube Ohren, getreu dem Motto: Das steht geschrieben, das muss so sein. Nicht nur wie aktuell das Bahnhofsviertel hat auch Alt-Sachsenhausen das Problem, dass trotz der großen Vielfalt von Bars und Clubs die Anwohner nicht wahrhaben wollen, dass es in einer solchen belebten Ecke einfach eben ein bisschen lauter auf den Straßen zugeht, weil Leute nun einmal kommen und gehen. Das was vorher nicht ausreichend geregelt wurde, wird nun als Hebel genutzt.
Leider stellt sich uns die Stadt jetzt auch noch weiter in den Weg, indem sie uns erstmal die mündlich angekündigte Untersagung nicht schriftlich zustellt, obwohl genannte Fristen abgelaufen sind und außerdem die Einsicht in die Liegenschaft betreffende Akten verweigert.
Dies alles hat zur Folge, dass wir als Betreiber wegen dieser einem „Berufsverbots“ gleich kommenden Situation jetzt auf Krediten und Investitionen sitzen bleiben und um unsere persönlichen finanzielle Existenz fürchten müssen.
Es ist ein untragbarer Zustand, der hier von der Stadt Frankfurt geschaffen und aufrechterhalten wird. Eine gesicherte, wirtschaftliche Investition ist so nicht möglich. Dieser unsichere Zustand betrifft uns nicht alleine und gefährdet damit die gesamte kulturelle Vielfalt des Frankfurter Nachtlebens mit dem die Stadt selbst (ja, auf ihrer eigenen Webseite) wirbt.
Bitte schreibt uns wenn ihr über die Situation schreiben wollt und teilt diese Pressemitteilung. DANKE.
Gute Nacht, Licht aus, Ruhe im Karton.
Das muss nun erst einmal sacken lassen. Mit großem Kopfschütteln habe ich die Zeilen durchgelesen. In den Kommentaren auf Facebook schreib ein Maggus „ich wohne seit über 10 Jahren direkt über der Stereobar und habe mich noch keine Sekunde davon gestört gefühlt.“
Auch ich wohne seit über 15 Jahren kurz vor Alt Sachsenhausen und kann in wenigen Minuten bei der Stereobar sein. Ich bekomme regelmäßig die Auswüchse des Vergnügungsviertels mit. Ab und an gibt es mal grölende Besoffene, singende Fußballfans, johlende Gruppen von Teenies und Horden von Jungesellen und Jugesellinnenabschiede. Das alles bekomme ich mal mehr mal weniger mehr mit, aber stört es mich? NEIN. Fühle ich mich belästig? NEIN. Denn die Vorzüge hier zu wohnen sind eindeutig in der Mehrzahl und zudem war ich ich noch nie eine Beschwerdepussy.
Wer in oder um Alt-Sachsenhausen wohnt weiß, dass diese Dinge dazugehören. Wer dem nicht zustimmt, der zieht nicht in diese Gegend.
In den Kommentaren auf Facebook sieht man dies genauso und man hat auch schon eine Theorie, wer hier für Probleme sorgt. So schreibt eine Gloria: „Die SPD Sachsenhausen – Ortsbeirat 5 – will Alt-Sachsenhausen gänzlich verändern. Auszug aus einer Pressemitteilung der SPD-Sachsenhausen Sommer 2015: Die Sozialdemokraten Sachsenhausens fordern, dass die Stadtentwicklung in Alt-Sachsenhausen nach sozialen Aspekten erfolgt. „Profitmaximierung durch Flatrate-Kneipen oder mit bewussten Grundstücksspekulationen lehnen wir vehement ab.“, so der SPD-Ortsverein. Genau das würde aber durch die schwarz/grüne Passivität befördert.“
Liegen also hier wirklich politische Interessen vor? Geht hier Druck von Seiten der Politik aus? Denn man muss sich doch schon mehr als wundern, dass man auf einmal mit Beschwerden ankommt, obwohl es bereits seit 20 Jahren ein Koexistenz zwischen der Location und den Anwohnern gibt. Nun soll dies nicht mehr haltbar oder unerträglich sein? Hallo???
Leider reiht sich diese Geschichte in einen Trend ein, der seit einiger Zeit schon anhält. Auch anderswo so z.B. im Bahnhofsviertel wurden Projekte, wie die Fischerstube kaputtbeschwert.
Eventuell sollte sich in der Sache vielleicht mal andere politische Aktivisten einschalten. Die Kommunalwahlen und somit auch die Wahl der Ortsbeiräte sind gerade gewesen. Zeit jetzt mal anzupacken, denn hier wird nicht nur ein Frankfurter Original und Kulturgut zerstört, sonder auch die Lebensgrundlage der Macher entzogen. Zudem stinkt die Sache einfach und zwar gewaltig.
Quelle: Stereobar Facebook
Link: SPD Sachsenhausen Pressemitteilung Juli 2015
Anmerkung: Dieser Kommentar spiegelt ausschließlich die Meinung des Autors wider.
Ein Kommentar
Hallo, ich würde mir mal die Verantwortlichen in der städt. Verwaltung ansehen. Wenn es da vor einer Weile einen Wechsel gab, kann das auch daran liegen. Dann würde nur öffentlicher Druck auf den Bürgermeister oder den Magistrat das Problem lösen helfen.