In den letzten Jahren war es ja eher zur Mode geworden, dass „neue Clubs“ eigentlich nur eine angepasste Off-Location auf Zeit waren. Doch nun gibt es bald einen echten neuen Club. So richtig mit einem ganz eigenen Konzept dahinter und vor allem auf längeres Dasein angelegt.
Im Dezember 2021, soll der als Verein eingetragene Club „Tokonoma“ eröffnen. Die Räume des Tokonoma mit einer Fläche von ca. 400 Quadratmeter befinden sich in den Kellerräumen des Clubs Orange Peel zwischen der Kaiserstraße und der Münchner Straße. Und wenn man hier von Räumen spricht, dann ist dies durchaus ernst gemeint. Denn neben einer großen Tanzfläche mit angrenzender Bar, gibt es zahlreiche, unterschiedlich große Räume. Das Interessante daran ist, dass in den mehreren unterschiedlich großen Räume die Gäste ausschließlich tanzen sollen, Getränke bekommt man in einem separaten Raum. Damit wollen die Macher eine ungestörte Atmosphäre schaffen, in dem es in erster Linie darum geht, dass die Musik im Zentrum steht.
Damit schließ sich auch der Kreis zum Namen „Tokonoma.“ Denn Tokonoma ist ein Begriff aus der japanischen Architektur. Er bezeichnet einen kleinen Erker in einem klassischen japanischen Haus, bei dem es darum geht, Gäste ehrwürdig zu empfangen. Somit soll das Tokonoma der Musik die Ehre erweisen. Eine Bar direkt am Dancefloor wäre nach Ansicht der Macher daher respektlos, weil dadurch ein Grundrauschen, Gläserklirren und Stimmengewirr, entstehen würde. Bei diesen Gedanken dürfte viele von Euch bestimmt diverse Assoziationen von erlebten Clubabenden im Kopf haben, bei dem nicht nur Gläser zur Musik Geräusche machten.
Auch beim Sounddesign wurden sich viele Gedanken gemacht. Jeder Raum soll dabei den bestmöglichen Sound bieten und ein Gefühl vermitteln, dass dieser praktisch hindurchfließt. Für diese fast schon Tonstudioqualität, sorgen Diffusoren an der Wand und Lautsprecheranlagen, die von Bob Schweizer und der Klangmanufaktur Frankfurt konzipiert wurden. Man soll sich somit sogar, ohne anzuschreien, unterhalten können.
Der DJ steht übrigens auf einer Art Sandwanne. Diese steht in der Mitte des Raumes, damit der DJ die Energie des Raumes besser aufnehmen kann. Ein Punkt den ich als DJ sehr gut nachempfinden kann. Der Sand als Untergrund soll übrigens Knieschmerzen vorbeugen, da dieser als eine Art Stoßdämpfer dient. Ein interessanter Ansatz.
Für das Booking ist Robert Drewek zuständig. Robert ist nicht nur selbst als DJ aktiv, sondern auch einer der drei Geschäftsführer von DBH Music. Mit 120 Labels weltweit und 20 eigene Inhouselabels ist er dadurch weltweit sehr gut vernetzt. Zum Line Up im Startmonat Dezember 2021 gibt es noch keine konkreten Angaben. Aber es sind bereits Abende mit Namen wie Laurent Garnier, Thomas Hammann, Chez Damier (17.12.), Ron Trent oder auch Robert Johnson-Macher Ata Macias geplant.
Was aber schon feststeht ist, dass das Opening im Dezember eine Hommage an den vor vier Jahren verstorbene Heiko „MSO“ Schäfer werden soll. Funfact an dieser Stelle: Heiko MSO hängt grinsend als Foto auf den Kabinentüren der Herrentoilette, die passend zum Standort der Location ein Überbleibsel eines alten Sexkinos sind.
Man darf also durchaus gespannt sein, was einem im Tokonoma erwarten wird. Klar ist aber jetzt schon, dass der Club kein Laden für Fans des harten Technos wird. Die Vibes versprühen eher ein Robert-Johnson-Feeling. Das Konzept erscheint eher Feinschmecker anziehen zu wollen, bei denen der intensive Genuss von Musik in angenehmen Ambiente an erster Stelle steht. Und klar, warum auch nicht. Es wird Zeit, dass Frankfurt wieder mehr Vielfalt beim Thema elektronische Musik zu bieten hat. Ich bin mir sicher, dass es genug Klientel, für genau dieses Konzept gibt. Hoffen wir, dass sich das Tokonoma auf lange Sicht behaupten kann und somit das Frankfurter Nachtleben bereichern wird.